Trakehner -
aus Tann in alle Welt

Zu einem besonderen Blick in die Zukunft luden am Samstag Anna-Maria und Hartwig Meinen in ihren Stall ein. Der Trakehner Pferdenachwuchs dieses Jahres präsentiert sich der Musterungskommission des Zuchtbezirks Bayern. Drei Fohlen verkörpern die hoffnungsvolle jüngste Nachzucht der kleinen, aber feinen Zuchtstätte. Zu Gast waren außerdem zwei Fohlen aus Österreich.

Zu diesem besonderen Tag fanden sich auch Hans-Werner Paul aus dem Zuchtverbands-Vorstand, der stellvertretende Zuchtleiter Dr. André Hahn aus Neumünster und der Bürgermeister der VG Tann, Adi Fürstberger, sowie eine ganze Reihe von Freunden und Interessenten ein, die sich diesen besonderen Jahrgang nicht entgehen lassen wollten.

Seit nunmehr 40 Jahren werden in Tann Pferde mit dem Elchschaufelbrand gezogen. Eine traditionsreiche Rasse – die Pferde wurden schon vor fast 300 Jahren in Ostpreußen für die Reiterei gezüchtet. Und eine Rasse mit einer unglaublichen Geschichte – die Pferde waren es, die in einer beispiellosen Leistungsprüfung mit ihren Menschen aus der Heimat flohen. Aus kläglichen Überresten entstand nach dem Krieg eine inzwischen wieder weltweit blühende Zucht von Sportpferden der Spitzenklasse. Die Trakehner sind die einzige Reinzucht in Deutschland, außer Vollblütern darf kein anderes fremdes Blut eingekreuzt werden.

Hartwig Meinen war, als er sein kleines Gestüt aufbaute, von Geschichte und Tradition dieser Rasse ebenso gefesselt wie vom Charisma der Pferde – seither züchtet das Ehepaar Meinen in kleinem Umfang Trakehner, und das mit bemerkenswerten Erfolgen!


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Legendenstatus hat die bayerische Landesschau-Siegerstute Schöner Morgen erlangt, deren Töchter und Enkelinnen sich meist mit Staats- und Verbandsprämientiteln schmücken dürfen. Die Vollblüterin Temple Touch zählt zum Tafelsilber der deutschen Zucht, ist sie doch nicht nur Prämien- und Elitestute, sondern auch in alle vier Leistungsstutbücher eingetragen – als erste Vollblüterin überhaupt in der nunmehr über 35-jährigen Geschichte dieser Stutbücher.

Auch sportlich reden Pferde aus Tann ein gewichtiges Wörtchen mit: True Love ist in Schweden ein Aushängeschild – sie sammelt Schleifen in großen internationalen Vielseitigkeitsprüfungen. Ihre Halbschwester Tempest Dance eifert ihr unter einem polnischen Reiter in derselben Disziplin nach. Ihr Halbbruder Stern des Südens hatte unter einer Amateurreiterin tolle Erfolge in Springprüfungen bis zur mittelschweren Klasse. Tolstoi junior ist aktuell unter seiner Besitzerin in Dressuren desselben Schwierigkeitsgrades erfolgreich. Auf der Körung 2011 brillierte der Hengst Touch my Heart aus der Meinen’schen Zucht als „Bester Halbblüter“. Trakehner Pferde aus dem niederbayerischen Tann haben, teilweise über die Eliteauktionen des Verbandes, außer in Schweden und Polen auch in den Niederlanden, Österreich, Frankreich und Großbritannien ein Zuhause gefunden.

Genetisch ist den Youngsters also alles in die Wiege gelegt, was ein Reiter sich von seinem Pferd wünscht. Noch tollen die Fohlen unbeschwert auf der Koppel, aber wer weiß – vielleicht wird der Name eines dieser Nachwuchscracks in einigen Jahren wieder in aller Munde sein? Am Samstag jedenfalls konnten alle drei hauseigenen Fohlen schon die erste Hürde auf ihrem erfolgreichen Lebensweg nehmen. Die Kommission konnte sich kaum sattsehen an den langbeinigen, modernen, mit deutlichen Reitpferdepoints ausgestatteten Fohlen. Wenn auch vor allem der „Hahn im Korb“, der kleine Sohn des selbst gezogenen Touch my Heart, an seinem ersten „großen Tag“ einen ziemlich ungünstigen Wachstumsschub erwischte und sich so wohl unter Wert verkaufte, überzeugten die drei Youngster doch auf ganzer Linie auch in ihren Bewegungen. Jedenfalls konnten sie genug Punkte sammeln, um alle eine Einladung zum Bayerischen Trakehner Fohlen-Championat zu bekommen.

Im Anschluss an die Vorstellung der Pferde ließ man es sich im Garten bei liebevoll hergerichteten Köstlichkeiten gut gehen. Hans-Werner Paul, langjähriger Freund des Hauses, erinnerte in einer kleinen Laudatio an die ersten Kontakte und die erste Trakehner Stute im Hause Meinen. Damals gab es kein Internet – das Fohlen hat Hartwig Meinen am Telefon bei Hans-Werner Paul gekauft. Auch konnte sich der gebürtige Ostpreuße und Pferdezüchter von Kindesbeinen an noch gut an den Tag erinnern, an dem der kleine Touch my Heart hier vorgestellt wurde. Mit ihm erfüllte sich ein Traum der Meinens – ein gekörter Hengst.

Wenn man heute sieht, welchen Zuchtfortschritt das passionierte Ehepaar mit seiner kleinen Zucht erreicht hat, könne man nur staunen. Die Zucht im Hause Meinen, so Hans-Werner Paul, werde mit viel Liebe und besonderem Bezug zum Pferd betrieben – etwas, was den Trakehnern sehr entgegenkomme. Und stets, so Paul, hielten Meinens den Kontakt auch zu den Besitzern ihrer verkauften Pferde – an diesem Kontakt in den Sport könne sich manch anderer Züchter ein Beispiel nehmen.

Den guten Wünschen des Stellvertretenden Verbands-Vorsitzenden für weitere lange Jahre mit viel Freude am Trakehner Pferd schlossen sich die Gäste gern an …